Resch Willeit
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Press Release
Manuel Resch x Maximilian Maria Willeit
Spero sempre di fare quadri senza inutili volontà di spiegazioni.
◦ I always hope to make paintings without useless desire for explanations. ~Mario Schifano
Se non fossi Andy Warhol vorrei essere Mario Schifano.
◦ If I weren't Andy Warhol I would be Mario Schifano. ~Andy Warhol
Italian art has such a long, deep-rooted history that to be a contemporary artist, one must look to the past with the intention to obliterate it. The duo Manuel Resch x Maximilian Willeit are doing just that. They walk in a procession that others have modeled, but beyond human touch.
The late Austrian, Viennese Actionist artist Hermann Nitsch made work in Napoli in the 1970s, much of which is in the collection of Giuseppe Morra housed in the Hermann Nitsch Museum and dedicated to the artist’s time in the southern city. Nitsch was interested in nature, in releasing life in its truest form, even if that meant through death. While his practice was often perceived as violent, on the contrary, he sought to remind us of the fragility of our human and animal essence. Similarly, Mario Schifano responded to culture and history as a way to communicate on a deeply philosophical level disguised through the lens of Pop Art in the 1960s and 70s. Known globally for its largely American aesthetic, Pop Art relied heavily on culture, commercialism, and what some might see as the repurposing of brand identities. Schifano and Nitsch rejected categorization in favor of the invention (or proposed invention) of new ways to make marks on a surface. Fast forward through time, and Resch and Willeit take the desire to conceptually and physically disconnect even further, by making work that is heavily process driven, while also negating any European cultural or historic resonance in favor of dissecting the art making in a layered conversation that makes much more sense under the umbrella of Abstract Expressionism.
Resch and Willeit use embroidery, spray paint, and very little hands-on applications to make their work. As a part of the Post-Internet generation, their machination mindset is rather crafty instead of dismissive. Working intuitively, they deconstruct images digitally before sending files and a specific yarn to Asia to be sewn onto canvases. The process is extremely specific and requires a global journey before completion. After three-dimensional digital forms are translated linearly, the canvases return to the artists and go through CNC routed printing techniques utilizing raw pigments. All of these processes for the most part do not require human fingerprints, but do require human presence. There is something to be said about digital processes, whereas these works are very much about humanity even if somewhat removed. Information is fragmented and not always legible, but this body of work evaporates any specific need for traditional components associated with painting, and instead is evidenced through the recording and decoding of information.
In a thematic and environmental transition, Resch x Willeit have made work that is the synthesis of collaboration. While they have been based in the same city and will return to their home country, this work moves through time and space borrowing notations from a dissected—nearly rejected—history and finds a conceptual solution through authors, who needn’t be in the same room to bring their individual vision to a collective solution.
~Katy Diamond Hamer, Brooklyn, 2024
Pressetext
Manuel Resch x Maximilian Maria Willeit
Spero sempre di fare quadri senza inutili volonta di spiegazioni.
◦Ich hoffe immer, Bilder malen zu können, die ohne unnötige Erklärungen auskommen. ~Mario Schifano
Se non fossi Andy Warhol vorrei essere Mario Schifano.
◦Wäre ich nicht Andy Warhol, wäre ich Mario Schifano. ~Andy Warhol
Italienische Kunst blickt auf eine lange und tief verwurzelte Geschichte zurück, sodass man als zeitgenössischer Künstler die Vergangenheit nur mit der Absicht in Augenschein nehmen kann, sie unkenntlich zu machen. Das Duo Manuel Resch / Maximilian Willeit tut genau das. Es bewegt sich auf einer Art Weg, den andere vorgeebnet haben, geht aber über das menschliche Element hinaus.
Der verstorbene Wiener Aktionskünstler Hermann Nitsch fertigte in den 1970ern Werke in Neapel an, von denen viele in der Sammlung Giuseppe Morra im Hermann Nitsch Museum der Stadt zu finden sind und auf die Zeit des Künstlers in Süditalien verweisen. Nitsch interessierte die Natur, die Freisetzung des Lebens in seiner wahrhaftigsten Form, selbst wenn das Mittel dazu der Tod bedeutete. Zwar wurde seine Praktik oftmals als brutal wahrgenommen, doch versuchte er im Gegenteil uns an die Zerbrechlichkeit der menschlichen und tierischen Wesenheit zu erinnern. In ähnlicher Weise zeigte Mario Schifano in den 1960ern und 70ern, verschleiert durch die Linse der Pop Art, seine hochphilosophische Reaktion auf Kultur und Geschichte als Kommunikationsweg. Bekannt für ihre größtenteils amerikanische Ästhetik, basierte Pop Art sehr stark auf Kultur, Kommerz und auf dem, was einige als das Umfunktionieren von Markenidentitäten bezeichnen würden. Sowohl Schifano als auch Nitsch lehnten Kategorisierungen ab zu Gunsten der Erfindung (oder beabsichtigten Erfindung) neuer Methoden, um Markierungen auf einer Fläche zu hinterlassen. Vorgespult in der Zeit, verspüren Resch und Willeit nun den Wunsch, sich mit ihren stark prozessgetriebenen Arbeiten konzeptionell und physisch noch weiter abzukoppeln, während sie gleichzeitig alles aufheben, was an europäischer Kultur oder Geschichte nachhallt, um auf diese Weise das Kunstschaffen in einem vielschichtigen Gespräch zu zerlegen, was im Bereich des abstrakten Expressionismus viel eher Sinn macht.
Resch und Willeit nutzen Stickereien, Sprühfarbe und in nur geringem Maße manuelle Techniken für ihre Arbeiten. Als Teil der Post-Internet-Generation ist ihr Maschinen-Denken doch eher geschickt als abschätzig. Auf intuitive Weise dekonstruieren sie Bilder digital, bevor sie Dateien und ein spezifisches Garn nach Asien verschicken, damit es dort auf Leinwand gestickt wird. Der Prozess ist sehr spezifisch und erfordert Reisen und Transporte um die ganze Welt. Nachdem dreidimensionale digitale Formen in lineare übertragen worden sind, kehren die Leinwände zu den Künstlern zurück und werden einer CNC-gesteuerten Drucktechnik mit Rohfarben unterzogen. Die meisten dieser Abläufe benötigen keine Eingriffe durch den Menschen, aber doch seine Präsenz. Es spricht also einiges für digitale Prozesse, allerdings steht bei diesen Arbeiten das Menschliche im Vordergrund, wenn auch etwas losgelöst. So sind die Informationen bruchstückhaft und nicht immer lesbar, doch lassen die Werke auch kein besonderes Bedürfnis nach traditionellen Elementen in Verbindung mit Malerei entstehen, sondern beweisen sich durch die Aufzeichnung und Entschlüsselung von Informationen.
Resch und Willeit zeigen Arbeiten, die die Synthese der Kollaboration innerhalb thematischer und umfeldbedingter Übergänge darstellen. Während sie in ihr Heimatland und die Stadt, aus der sie beide kommen, zurückgehen werden, durchläuft ihr Werk Zeit und Raum, entlehnt dabei Schreibweisen einer demontierten – nahezu zurückgewiesenen – Geschichte und findet eine konzeptionelle Lösung durch Autoren, die nicht im gleichen Raum sein müssen, um ihre individuelle Vision in eine kollektive Antwort zu übertragen.
~Katy Diamond Hamer, Brooklyn 2024
The works presented result in the merging of processes in a globally digitalized world. Communication is multi-directionally, emanating from everywhere. We play a co-op, integrating and modifying processes.
We belong to a generation in which everyone had a computer, a Playstation or a Nintendo. Jailbreaking phones was the norm. We altered and modified systems; they were never isolated, but designed for technical interaction. For us, there is no separation between surface and code. In interactions, we look for new ways to process information. We look at our phones, wear VR glasses and are present in the analog space at the same time. Everything bleeds into everything. Just as we modify a video game and repurpose tools, we approach painting. The basis is language that goes beyond its own code through interconnected modifications. We think our paintings from this potential, like playing a game. Each canvas is like a data carrier, the end of a playthrough, a screenshot of the now.
Unsere Bilder entstehen aus den zusammengeführten Prozessen einer global digitalisierten Welt. Kommunikation funktioniert in alle Richtungen und von überall. Wir spielen ein Koop-Spiel, in dem Prozesse eingebunden und modifiziert werden.
Wir sind in einer Generation aufgewachsen, in der jeder einen Computer, eine Playstation oder ein Nintendo hatte. Es war normal, sein Handy zu jailbreaken. Man griff in die Systeme ein; sie waren nie isoliert, sondern darauf ausgelegt, technisch zu interagieren. Für uns gibt es keine Trennung zwischen Oberfläche und Code. Durch Interaktion suchen wir nach Möglichkeiten, mit Information umzugehen. Man schaut ins Handy, trägt VR-Brillen und ist gleichzeitig auch im analogen Raum. Alles ist in allem. Genauso wie wir ein Videospiel modifizieren und auf Tools zugreifen, denken wir Malerei. Die Grundlage dafür bildet Sprache, die durch neue Verbindungen und Modifikationen über den eigenen Code hinausgeht. Wir denken unsere Bilder aus diesem potential und machen es zu einem Spiel. Jede Leinwand ist wie ein Datenträgern, das Ende eines Playthroughs, ein Screenshot des Jetzt.