Hevari Himalaya Hatussa
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Press release
In many languages, in paintings, in thoughts – the art of Janne Räisänen
Janne Räisänen's art is a blend of the day's residues creeping into dreams, cocktail parties, a sense of longing, and the lively fantasies of the vulnerable morning after the night before. How does the artist, year in year out, decade after decade, manage to show how details can complement as well as cancel one another out?! Artistic freedom and a liberal approach to life are perhaps the best (and only) ways to describe Räisänen's vivid fantasies. This exhibition, too, navigates freely around all the temptingly wide and deep waters of his world where The Prodigy's singer Keith Flint (1969-2019) is free to meet with Räisänen's personal histories and memories, sex, television and the larger sphere of contemporary art. The artist's works allow a similar experience as zapping through tv channels or spiralling into the depths of the Internet. In other words, Räisänen offers his audience a chance to get acquainted with artistic freedom.
The world I encounter in Räisänen's art is free of prejudice and is open to everyone because everything is possible there. He shows me the way to fields that I could never imagine, or even think of imagining. Let's take the creation Hevari Himalaja-Hatussa ('The Metalhead in the Himalaya Hat') (2015). Where is the metalhead? Is he lounging in the hat or is there another metalhead in the metalhead's hat, ad infinitum? It is important to know that Räisänen's oeuvre experienced a great shift some years ago. The massive layers of colours disappeared and gave space to his current way of working, which perhaps could be described as more drawing-like.
Earlier on, the artist's works had a sculptural character, sometimes attached to objects and a wealth of pigments and details. They were very concrete and very charming in their overflowing materiality. Nowadays Räisänen's paintings are like tracks, trails. The previously robust, haptic-optic experience is replaced by a new experience that is just as haptic and optic yet somehow more immersive. The works are handmade and the stroke of a hand is visible, but the current works make it possible to look inside, as if witnessing a scene. Like seeing inside your own mind.
I specifically speak from my own mind because while Räisänen's paintings represent an artist's fantasy to its utmost limits, they contain something very universal. Janne Räisänen is a portal to the collective unconscious where everything experiential and experimental seduces one another. The whole bright spectrum of popular and high culture is visible. The modernists of the 20th century abandoned art museums for ethnographic collections, but Räisänen travels around the Internet, and elsewhere, finding all kinds of inspirations for his topics.
Räisänen's works are personal in a way that everyone can relate to. He teaches how the mind works, one work at a time. In this sense, he works like the American artist Bob Ross (1942-1995) who showed the public how to paint, one tv tutorial at a time. Räisänen heads for deeper waters and shows, one work at a time, how to feel and experience. The artist's art is like drinking champagne: the result is a bubbly tipsy spell that one would like to last forever.
Janne Räisänen's art is like the Pied Piper of Hamelin who lures out the unprejudiced (child) in me and makes me follow myself around. As opposed to the fable, I won't however drown in a lake but will instead sink into dreams. Into images deep and sweet which provide an apt campfire companion for many nights to come. Paintings, thoughts, experiences fondle each other and everything is served according to Janne's tastes. "Everything is always lovely, however horrible it may be", as the artist himself likes to think.
Juha-Heikki Tihinen
Pressetext
In vielen Sprachen, in Bildern, in Gedanken – die Kunst von Janne Räisänen
Janne Räisänens Kunst ist eine Mixtur aus den Überbleibseln des Tages. Sie schleichen sich ein in Träume, in Cocktailpartys, in eine Art Sehnsucht und in die wilden Fantasien des wunden Morgens nach der letzten Nacht. Wie schafft es der Künstler, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt, zu zeigen, wie sich Einzelheiten gegenseitig ergänzen, aber auch aufheben können? Vielleicht die beste (und einzige) Art, Räisänens lebhafte Fantasien zu beschreiben, ist mit Worten wie „künstlerische Freiheit“ und „tolerante Lebenseinstellung“. Auch diese Ausstellung bewegt sich frei durch all die verlockend weiten Räume seiner Welt, in denen Keith Flint (1969-2019), der Sänger von Prodigy, ungehindert mit Räisänens persönlichen Geschichten und Erinnerungen, mit Sexualität, Fernsehen und der zeitgenössischen Kunstszene zusammentrifft. Die Werke des Künstlers ermöglichen eine Erfahrung, ähnlich einer die man hat, wenn man sich durch Fernsehkanäle klickt oder in die Tiefen des Internets eintaucht. Mit anderen Worten: Räisänen bietet seinem Publikum die Möglichkeit, künstlerische Freiheit kennenzulernen.
Die Welt, der ich in Räisänens Kunst begegne, ist vorurteilsfrei und steht allen offen, weil dort alles möglich ist. Er eröffnet mir Welten, die ich mir nie vorstellen oder auch nur erahnen konnte. So zum Beispiel in der Arbeit Hevari Himalaja-Hatussa ("Der Metalhead im Himalaja-Hut") (2015). Wo ist der Metalhead? Liegt er in dem Hut oder ist im Hut des Metalheads ein weiterer Metalhead, und immer so weiter? Wichtig ist zu wissen, dass Räisänens Werk vor einigen Jahren eine große Veränderung durchlaufen hat. Die dicken Farbschichten sind verschwunden und haben seine heutige Arbeitsweise ermöglicht. Diese lässt sich als eher zeichnerisch bezeichnen.
Früher hatten die Werke des Künstlers einen skulpturalen Charakter, manchmal klebten Objekte an ihnen und eine Menge Pigmente und kleinere Elemente. Sie waren in ihrem Materialüberfluss sehr konkret und äußerst reizvoll. Heute sind Räisänens Gemälde wie Spuren, wie Pfade. Das vormals kraftvolle, haptisch-optische Erlebnis ist einer neuen, ebenso haptischen und optischen, aber irgendwie umfassenderen Erfahrung gewichen. Die Werke sind von Hand gefertigt und eine Handschrift ist sichtbar. Die aktuellen Arbeiten ermöglichen einen Blick ins Innere, als wäre man Zeuge eines Geschehens. So als würde man seine eigenen Gedanken ansehen.
Das ist meine ganz persönliche Meinung, denn obwohl Räisänens Bilder die Fantasie eines Künstlers zeigen, die bis an die äußersten Grenzen geht, ist ihnen auch etwas sehr Universelles zu eigen. Janne Räisänen ist wie eine Tür zum kollektiven Unbewussten, wo alles Erlebte und Experimentelle einander verführt. Das ganze strahlende Spektrum der Volks- und Hochkultur wird sichtbar. Die Modernisten des 20. Jahrhunderts haben die Kunstmuseen zugunsten von ethnografischen Sammlungen hinter sich gelassen, aber Räisänen schweift im Internet umher und findet alle möglichen Inspirationsquellen für seine Themen.
Räisänens Werke sind auf eine Weise persönlich, die jedem zugänglich ist. Er lehrt, wie die Gedanken funktionieren, Gemälde für Gemälde. In diesem Sinne arbeitet er wie der amerikanische Künstler Bob Ross (1942-1995), welcher der Öffentlichkeit gezeigt hat, wie man malt, in einem Fernsehtutorial nach dem anderen. Räisänen geht noch weiter und zeigt, Werk für Werk, wie man fühlen und erleben kann. Die Kunst des Künstlers ist wie Champagner-Trinken: Das Ergebnis ist ein sprudelnder, beschwipster Zauberbann, von dem man sich wünschte, er würde ewig andauern.
Janne Räisänen ist mit seiner Kunst wie der Rattenfänger von Hameln, der das Unvoreingenommene (Kind) in mir hervorlockt und mich dazu bringt, mir selbst zu folgen. Im Gegensatz zur Sage ertrinke ich jedoch nicht in einem See, sondern versinke in Träume. In Bilder, die tief und süß sind und den richtigen Lagerfeuer-Begleiter für viele kommende Nächte stellen. Bilder, Gedanken, Erlebnisse streicheln sich gegenseitig und alles wird nach Jannes Geschmack serviert. "Alles ist immer wunderschön, sei es auch noch so schrecklich", wie der Künstler selbst zu denken pflegt.
Juha-Heikki Tihinen