Paris
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Press release
The shapes begin to dance
The title of his most recent series of works poses a mystery. What does it mean? The city of Paris or the mythological figure of the same name? Does it express his joy over the Cité-fellowship program which Holger Endres is going to start in 2020, or his enthusiasm for the ancient material?
For the understanding of his work, the answer is irrelevant. Rather, the ambiguity of the title reflects the scope of his painting, ranging from concrete to spiritual. It eschews any content and discusses only the conditions of its production, but at the same time also opens mental spaces that function associatively.
The new works turn out to be the logical evolution of his previous series of works, which have their origin in his black-and-white striped paintings. The recent paintings, as well, are the result of a mixture of methodical procedure, intuition and chance. The motif of the semicircle forms the center of the new series 'Paris'. It appears for the first time in the series 'Miami Beach'. Here, the semicircles still form a tight formation that occupies the upper third of the picture plane. As if on an imaginary line, six of them are lined up next to each other on their flat sides. Black and white shapes alternate. Only a thin frame of the former stripe motif remains on the left and right, defining the space in between as empty space. This framing is continued in the new works. Here, it now runs all the way around and is colored, thus attaining a completely new function. The picture plane turns into some kind of stage on which the motif of the semicircle develops a life of its own. Holger Endres maintains their number and color, but turns the semicircles over around their own axis–putting the flat side on top. In this way they unfold a completely new effect. They seem to float or sail on the monochrome color field. What comes across as playful is the result of a precise balancing, unforgiving of mistakes and demanding confidence in one's own decisions. As in the previous series, the conceptual rigor is broken up by traces of craftsmanship, making it individual painting. Endres' working process is characterized by concentration and physical commitment. This energy is transferred to the space and the viewer and changes it.
Furthermore, Holger Endres enters space with his current works. In addition to the three-part pink screen, an ensemble of mint-colored bottles appears. Complemented by the works on the wall, this installation has the appearance of a stage set in which the floating formation of the semicircles becomes the actual protagonist. This performative approach to painting shows a parallel to Endres’ many years of involvement with Japanese Butoh dance. Like a choreographer, he assigns each shape its place, gives it physical and mental presence and makes it dance.
Dr. Gabriel Rasch
Pressetext
Die Formen beginnen zu tanzen
Der Titel seiner jüngsten Werkreihe gibt Rätsel auf. Was ist gemeint? Die Stadt Paris oder die gleichnamige mythologische Figur? Kommt darin seine Freude über das Cité-Stipendium in Paris zum Ausdruck, das Holger Endres 2020 antreten wird, oder seine Begeisterung für den antiken Stoff?
Für das Verständnis seiner Arbeit ist die Antwort unwesentlich. Vielmehr spiegelt die Doppelbödigkeit des Titels den Spielraum wider, in dem sich seine Malerei bewegt: von konkret bis spirituell. Sie verzichtet auf jede Inhaltlichkeit, thematisiert allein die Bedingungen ihrer Herstellung, öffnet zugleich aber auch Denkräume, die assoziativ funktionieren.
Die neuen Arbeiten erweisen sich als logische Weiterentwicklung seiner bisherigen Werkreihen, die ihren Ursprung in seinen schwarz-weißen Streifenbildern haben. Auch die aktuellen Bilder sind das Ergebnis einer Mischung aus planvollem Vorgehen, Intuition und Zufall. Zentral für die neue Reihe ‚Paris‘ ist das Motiv des Halbkreises. Es taucht zum ersten Mal in der Serie ‚Miami Beach‘ auf. Hier bilden, die Halbkreise noch eine festgefügte Formation, die das obere Drittel der Bildfläche einnimmt. Wie auf einer imaginären Linie stehen jeweils sechs davon auf ihrer flachen Seite nebeneinander aufgereiht. Schwarze und weiße Formen wechseln sich ab. Von dem ehemaligen Streifenmotiv bleibt nur jeweils ein dünner Rahmen links und rechts stehen, welche die Fläche dazwischen als Leerraum definiert. Diese Rahmung findet ihre Fortführung in den neuen Arbeiten. Sie läuft hier nun rundherum und ist farbig angelegt, dadurch erhält sie eine ganz neue Funktion: die Bildfläche wird zu einer Art Bühne, auf der das Motiv des Halbkreises ein Eigenleben entwickelt. Holger Endres hält Anzahl und Farbe bei, dreht die Halbkreise aber einmal um die eigene Achse, sodass die flache Seite oben liegt. Auf diese Weise entfalten sie eine völlig neue Wirkung. Sie scheinen auf den monochromen Farbflächen zu schweben oder zu segeln. Was spielerisch daherkommt, ist das Resultat eines genauen Austarierens, das keinen Fehler verzeiht und Vertrauen in die eigene Entscheidung verlangt. Wie auch in den vorherigen Serien wird die konzeptuelle Strenge durch handwerkliche Spuren aufgebrochen, die sie zu einer individuellen Malerei machen. Der Arbeitsprozess von Endres ist geprägt von Konzentration und körperlichem Einsatz. Diese Energie überträgt sich auf Raum und Betrachter und verändert ihn.
Darüber hinaus geht Holger Endres mit seinen aktuellen Arbeiten in den Raum hinein. Neben dem dreiteiligen rosafarbigen Paravent tritt ein Ensemble aus mintfarbigen Flaschen auf. Ergänzt durch die Arbeiten an der Wand wirkt diese Installation wie ein Bühnenbild, in dem die schwebende Formation der Halbkreise zum eigentlichen Protagonisten wird. Dieser performative Umgang mit Malerei weist eine Parallele zu Endres langjähriger Beschäftigung mit dem japanischen Butoh- Tanz auf. Wie ein Choreograph weist er jeder Form ihren Platz zu, verleiht ihr körperliche und geistige Präsenz, lässt sie tanzen.
Dr. Gabriele Rasch