Animalism
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Press release
The English word, ‘animalism’, has many, very different meanings. There is a philosophical aspect that assumes that human beings are also to be regarded as animals. Then there is an album by the British rock band, The Animals. And George Orwell used it as an allegory for Communism in his famous book, Animal Farm. In German, the word ‘Animalismus’, is used primarily in the sense of the religious connection to animals which are considered to have souls or to possess a higher power. In general, one could say that the term indicates an obsession for everything that has to do with animals, including a possible new ‘ism’ in art…
For the exhibition, Animalism, it means above all that the title allows a multitude of associations and is at the same time neither reliable nor making a definitive statement. In the beginning, it was planned to bring together works with animal motifs, but it soon became apparent that the title in connection with the works developed its own potential, activated associations and invited projections. In fact, the viewer must question his perceptions - of the works, the contents presented, and the title itself. This type of confusion leads us to think of various artists who are not obviously ‘animal artists’, but are therefore all the more exciting when placed in relationship to what Animalism can convey. And finally, we were left with just the representation of animals, which would have been too easy for the viewer and us. That is why works were chosen that already held ‘hints’. One thinks of the slaughterhouse with Anna Kolodziejska’s Tisch, with George Kiesewalter, the Große Tier from Revelations, or with Bettina Sellmann’s Study of my human body, of a hermaphrodite in an ethereal space. Ansuy Blom’s drawing condenses into a symbolic representation of a conditio transhumana that could have fled Dr.Moreau’s workshop. Carina Brandes transfers magical-ritualistic animal behaviour onto humans and back again, although they could just be posed models. Janne Räisänen’ gestural painting, with a huge amoeba with a car, faces Tobia Hartmann’s camel that has been combed the wrong way. Between them, stands a Kurumba antelope in alarm, an animated sculpture that serves to drive out the souls of the dead from the land of the living. Referencing Michaelangelo’s Slave, René Luckhardt abstracts the human body into a deformed showpiece. And Vlad Mamychev Monroe cheerfully and brilliantly reminds us of our calculating and yet animal existence - in the zoo of the other, so to speak. In this or similar ways, a dialogue with the title, with other works in the exhibition and with the viewer can begin. Here as in our previous group exhibition, Still still life, the question could also be posed as to how far our perception of art is bound to our own projections. Assuming they are our own projections.
THANKS TO BQ, BERLIN, FONDATION VLAD MAMYSHEV-MONROE AND ELENA SELINA, XL GALLERY, MOSCOW, HIDDE VAN SEGGELEN, LONDON, EKATHERINA IRAGUI, GALERIE IRAGUI, MOSCOW, SCHWARZ CONTEMPORARY, BERLIN, JOSÉ FREIRE, TEAM GALLERY, NEW YORK
Pressetext
Das englische Wort „Animalism“ besitzt mehrere, mitunter völlig verschiedene Verwendungen. Da gibt es eine philosophische Richtung, die davon ausgeht, dass auch menschliche Wesen als Tiere zu betrachten seien. Ferner ein Album der britischen Rockband The Animals. Und George Orwell benutzte es als Allegorie für den Kommunismus in seinem berühmten Buch Animal farm. Im Deutschen wird das Wort „Animalismus“ vor allem im Sinne der religiösen Bindung an Tiere verwendet, die als beseelt oder Sitz einer höheren Macht betrachtet werden. Insgesamt könnte man meinen, der Terminus signalisiert eine Obsession für alles, was mit Tieren zu tun haben könnte. Möglicherweise auch einen neuen „Ismus“ in der Kunst …
Für die Ausstellung Animalism bedeutet das vor allem, dass der Titel eine Vielzahl von Assoziationen zulässt und gleichzeitig weder verlässlich ist, noch im vorab eine definitive Aussage macht. War zu Anfang noch geplant, Werke zusammenzutragen, die Tiermotive zeigen, wurde bald klar, dass der Titel im Zusammenhang mit den Arbeiten ein eigenes Potenzial entwickelt, Assoziationen provoziert und zum Projizieren einlädt. In der Tat muss der Betrachter seine Wahrnehmung hinterfragen – der Werke, der Inhalte, die da jeweils verhandelt werden, und den Titel selber. Diese Form der Irritation ließ uns sofort an verschiedene Künstler denken, die weniger als ausgesprochene „Tier-Künstler“ anzusehen sind, dafür aber umso spannender in Beziehung zu setzen wären mit dem, was Animalism transportieren könnte. Und schließlich, bliebe es bloß bei Tierdarstellungen, so wäre das doch wohl zu einfach für uns und den Betrachter. Darum wurden Werke ausgewählt, die „Hinweise“ bereit halten. Also denkt man bei Anna Kolodziejskas „Tisch“ den Schlachthof mit, bei George Kiesewalter das Große Tier aus der Offenbarung oder bei Bettina Sellmanns „Study of my human body“ an ein undefiniertes Zwitterwesen im schwerelosen Raum. Ansuya Bloms Zeichnung verdichtet sich zu einer symbolischen Darstellung einer conditio transhumana, die aus der Werkstatt des Dr. Moreau geflüchtet sein könnte. Carina Brandes inszeniert magisch-rituelle Übertragungen tierischen Verhaltens auf den Menschen und zurück, es könnten aber auch einfach posierende Models sein. Der gestischen Malerei Janne Räisänens, in der der Künstler es als Riesenamöbe mit einem Auto aufnimmt, steht das nüchtern gegen den Strich gekämmte Kamel Tobias Hantmanns gegenüber. Dazwischen befindet sich eine Korumba Antilope im Alarmzustand, die als animierte Skulptur der Austreibung toter Seelen aus dem Kreis der Lebenden dient. Mit dem Verweis auf Michelangelos Sklaven abstrahiert René Luckhardt den menschlichen Körper zu einem deformierten show piece. Und Vlad Mamychev Monroe nutzt ohnehin jede Gelegenheit, um uns im heiteren wie genialen Klamauk an unser kalkulierendes und doch tierisches Dasein, sozusagen im Zoo der Anderen, zu erinnern. So oder ähnlich kann ein Dialog beginnen mit dem Titel, mit den anderen Werken in der Ausstellung und dem Betrachter. Wie schon in der vergangenen Gruppenausstellung Still still life könnte sich auch hier die Frage stellen, inwieweit unsere Wahrnehmung von Kunst verbunden ist mit unseren eigenen Projektionen. Gesetzt, es sind unsere eigenen Projektionen.
DANKE AN BQ, BERLIN, FONDATION VLAD MAMYSHEV-MONROE AND ELENA SELINA, XL GALLERY, MOSCOW, HIDDE VAN SEGGELEN, LONDON, EKATHERINA IRAGUI, GALERIE IRAGUI, MOSCOW, SCHWARZ CONTEMPORARY, BERLIN, JOSÉ FREIRE, TEAM GALLERY, NEW YORK