Malerei
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Press release
For 30 years, the art of Erwin Gross has been concerned with an analysis of the principles of landscape painting. He reviews approaches to Classicism, such as that of Joseph Anton Koch, the Romanticism of Carl Blechen or Carl Rottmann, and the High Modernism of Ernst Ludwig Kirchner, for instance, in his searching for a contemporary means of addressing Nature. Very early on, at the time of his participation in documenta 7 in 1982, Gross formulated his original approach.
Erwin Gross has further condensed his vocabulary for his second solo exhibition at the Galerie Bernd Kugler. His painting is built up of layers. A composite is created which relies rather more on reduction than it does on addition. In a multiplicity of processes, traces of colour, barely visible in their fluid aggregate or glaze form, are applied to the canvas. A taut surface is produced by stripping and wiping away, by means of dispersal, shifting between a focus now on the material, now on the subject matter to create something of a topographical nature. The floating forms which take shape, so to speak, have an elemental quality in that they are pure matter. Dampness has been so clearly captured in them, that they also give the impression of having been poured, as if there were a kind of natural compactness that could hold them in this form.
Erwin Gross realises the significance of his painting for current concerns about the ecological issues facing humanity. His images are monolithic, as if they have appeared out of nowhere in their raw state. They are the result of much deliberation, many processes and working methods. Gross’s oeuvre relies increasingly on simplicity, on a simplicity informed by the progress of civilisation and which is the product of simplification.
Prof. Dr. Rainer Metzger
Pressetext
Seit dreißig Jahren widmet sich die Kunst von Erwin Gross der Auseinandersetzung mit dem Prinzip Landschaftsmalerei. Positionen des Klassizismus, etwa von Joseph Anton Koch, der Romantik, von Carl Blechen oder Carl Rottmann, und der klassischen Moderne, etwa bei Ernst Ludwig Kirchner, passierten dabei Revue, um der Frage nach einer zeitgemäßen Form, sich mit der Natur ins Benehmen zu setzen, nachzugehen. Früh schon, etwa durch seine Teilnahme auf der documenta 7 (1982), hat Gross mit seinen Malereien eine entsprechende Rezeption auf sich gezogen.
Was Gross für die Art Basel 2011 plant, setzt demgegenüber auf die Argumentationskraft der kleinen Form. Collagen sind es, aufgebaut aus Stahlstichen vor allem des früheren 19. Jahrhunderts. Diese Stiche zeigen Landschaften, heroische Landschaften, sentimentalische Landschaften, Landschaften aus dem Geist des Orientalismus und der Begeisterung fürs Exotische. Diesen Vor-Lagen werden nun einzelne Motive entnommen, Fragmente, Schnipsel bisweilen nur, um sie neu zusammenzusetzen zu einer Piktoralität, der die Ausgangsszenerie noch anzumerken ist, um doch ganz neue Qualitäten anzunehmen, Qualitäten, die dem Prinzip Collage und seiner Genese aus Kubismus-Futurismus-Dadaismus entsprechen. Gross’ titellose Gebilde haben bisweilen bizarre Silhouetten, das Technoide, Modernistische, Apparaturhafte eines dynamischen Jahrhunderts hat sich ihrer bemächtigt. Und alles passiert im Miniaturformat der Papierarbeit.
Wie seine Gemälde funktionieren auch Gross’ Collagen nach dem Schichtenmodell. Dem Bildträger Leinwand wie Papier sind Lagen appliziert, doch während in der Malerei diese Lagen eher durch Reduktion entstehen, durch Abtragen, Wegwischen, Entfernen des Aufgetragenen, so dass eine dünne Lasur entsteht, die zwischen materieller und motivischer Nähe zur Natur changiert, wird bei den Papierarbeiten addiert, kommen jeweils weitere der minutiös konturierten Aus-Schnitte hinzu, und es ergibt sich eine buchstäbliche Gemenge-Lage. Was in der Malerei zum All-Over tendiert, verdankt sich jetzt der Verdichtung, und wie beim Gemälde das Verhältnis von Medium und Farbauftrag Thema war, von Support und Colour, sind es jetzt die Dimensionen des Papiers als zum einen Passepartout, zum zweiten Grund und zum dritten Material der Applikation.
Etwa ein Dutzend solcher Collagen sollen im Rahmen der Art Feature gezeigt werden, allesamt im gleichen Rahmen, als Hochformate in gleichen Abständen gehängt. Das Serielle dieses Prinzips wird dabei betont, das immer schon Ausschnitthafte solchen Arbeitens, die potentielle Unendlichkeit der Auseinandersetzung sowohl mit dem Thema als auch mit der Technik. Erwin Gross weiß um die Bedeutung seiner Malerei für eine aktuelle Beschäftigung mit dem Menschheitsthema Ökologie. Eine solche Beschäftigung tendiert ins Große. Nun wird als Alternative die Konzentration angeboten. Als eine Mise-en-abyme gewissermaßen und als Rückführung eines Oeuvres in eine Art Feinmotorik. Das Erhabene muss nicht überbordend sein, auch im Zentripetalen entfaltet sich die Kraft zum Denk- und Merkwürdigen.
Rainer Metzger