André Butzer
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Press release
Born in 1973, André Butzer is a member of those internationally well-known artists of his generation who exclusively use painting as the artistic medium.
Since the end of the 1990’s, Butzer puts on the stage his own mass culture by using a set of figure-types and characters as protagonists of his work series. After having put them on canvas with impulsive brush-strokes and by means of an expressive application of forms and colours, his grotesque beings, with their saucer eyes and feet, refer only partially to their models –i.e. that of Walt Disney comics and national socialist emblems. His work is about Friedense-Siemense, H-Menschen and Schande-Menschen, who live in the fictional places „Annaheim“ (Deutschkalifornien; on the basis of Disneyland in Anaheim) and Nasaheim (outer space). The political and sociological dimensions, with their innumerable allusions to linguistic creations, are unambiguous: from Disneyland to Siemens, as signs of both the American entertainment industry and the German economical power, the characters are unambiguously marked by emblems of consumption and economy, cultural industry, social hierarchy and history.
In his 3rd solo exhibition at Galerie Bernd Kugler, André Butzer presents five new, large-sized oil paintings. Next to two unmistakable works of blond female figures from the already known kosmos, the artist shows an abstract work series which takes one by surprise if one recalls the monochrome paintings shown in 2006 at Galerie Bernd Kugler. At that time, the bucolic world with its characters dissolved into a dark, strangely-structured colour mass, but now the painting superficis has lifted. Colourful lines are drawn --passing by leaked, thinned-out colour, blots and traces-- and the impasto-applied mountains in painted grey hues become clews of lines, geometrical forms or cable-like structures.
In the juxtaposition of the works, his exhibition shows that the new step away from figurative paintings towards abstraction is only an alleged disruption, which neither ruptures nor questions the artist’s œuvre. With the abdication of his characters, André Butzer displaces the accent on the stressed presence of painting and points out that he is rather concerned with questions related to the inner structure of painting itself. Thus, the strict distinction between the figurative and the abstract seems obsolete and is not relevant to the actual root of the matter for –so Butzer— „[...] without the serially thought world of figures, which resists the real serial world, no abstract painting would have emerged. The so-called abstract and the so-called figurative works have only become possible for me, because they know of each other and justify each other.“ And as though this justification must be backed up, somewhere, one of the familiar faces emerges out of the tangle of lines.
Claudia Mark
Pressetext
André Butzer, Jahrgang 1973, gehört zu jenen international bekannten KünstlerInnen der jüngeren Generation in Deutschland, die nahezu ausschließlich im Medium der Malerei arbeiten.
Seit dem Ende der 1990er Jahre inszeniert Butzer in farbkräftigen Kompositionen gleichsam seine eigene Massenkultur, indem er ein Set an selbst kreierten Figurentypen und Charakteren zu den Protagonisten seiner Bildserien macht. In impulsiver Pinselschrift und durch den expressiven Umgang mit Form und Farbe in Szene gesetzt, lassen die zum Teil grotesken Wesen mit ihren Kulleraugen, Micky-Mouse-Händen und Stapffüßchen nur mehr bedingt auf ihre verschiedenen Vorlagen – von Walt-Disney-Comics bis hin zu nationalsozialistischen Emblemen – schließen. Es handelt sich um Friedens-Siemense, H-Menschen und Schande-Menschen, die an den fiktiven Orten Annaheim (Deutschkalifornien; in Anlehnung an Disneyland in Anaheim) und Nasaheim (Weltall) leben. Die welt- und gesellschaftspolitische Dimension ist in den zahlreichen Anspielungen der vom Künstler stammenden Wortschöpfungen und Sprachkreationen unverkennbar: von Disneyland bis hin zu Siemens als Signets amerikanischer Unterhaltungsindustrie und deutscher Wirtschaftsmacht, sind den Charakteren die Zeichen des Konsums und der Wirtschaft, der Kulturindustrie, der Gesellschaftshierarchie und der Geschichte unmissverständlich eingeschrieben.
In seiner dritten Einzelausstellung in der Galerie Bernd Kugler präsentiert André Butzer fünf neue, großformatige Ölgemälde. Neben zwei unverkennbaren Arbeiten mit blondschopfigen Vertreterinnen aus dem wohlbekannten Kosmos, ist eine (sogenannte) abstrakte Werkserie zu sehen, die - vor allem im Rückblick auf die 2006 in Innsbruck gezeigten monochromen Gemälde – überrascht. Hatte sich damals die farbenfrohe, bukolische Welt samt ihrer Figuren in einer dunklen, rätselhaft strukturierten Farbmasse aufgelöst, so lichtet sich die Bildoberfläche nun wieder. Bunte Linien durchziehen - an Rinnsalen verdünnter Farbe, Klecksen und Spuren vorbei - die Gebirge der pastos gemalten Grautöne und formieren sich da und dort zu Linienknäueln, geometrischen Grundformen oder kabelartigen Strukturen.
In der Gegenüberstellung der Werke dokumentiert die Ausstellung, dass der erneute Schritt weg von der Figuration hin zur Abstraktion, allerdings nur scheinbar ein Bruch ist, der das Œuvre des Künstlers weder zerreißt noch in Frage stellt. Mit dem Verzicht auf seine Charaktere verschiebt André Butzer das Gewicht lediglich auf eine betonte Präsenz von Malerei und macht deutlich, dass es ihm um malereiinterne Fragen geht. Die strikte Trennung zwischen figurativ und abstrakt erscheint vor diesem Hintergrund eigentlich obsolet und trifft den Kern der Sache nicht, denn – so André Butzer - „[…] ohne die als seriell gedachte Figurenwelt, die der realen seriellen Welt trotzdem Widerstand leistet, hätte wohl auch kein abstraktes Bild entstehen können. Die sogenannten abstrakten und die sogenannten figurativen Bilder sind für mich nur möglich geworden, weil sie jeweils voneinander wissen und sich gegenseitig legitimiert haben.“ Und als ob es diese Legitimation zu bekräftigen gelte, taucht irgendwo im Liniengewirr plötzlich eines der bekannten Gesichter auf.
Claudia Mark