René Luckhardt, Hans-Peter Thomas aka Bara, Ulrich Wulff
Pressetext
Die Ausstellung in der Galerie Kugler in Innsbruck ist die erste gemeinsame Show der Berliner Künstler Bara, René Luckhardt und Ulrich Wulff und ihr erstes Auftreten in Österreich.
In den Bildern von Bara fühlt man sich an abstrakt-expressionistische Farbfeldmalerei erinnert. Jedoch reicht seine Kunst an die die Schwelle eines Neubeginns heran und geht weit über einen expressiven Impuls, über die jähe Entladung psychischer Energien oder über Einblicke in ein wie auch immer geartetes Innenleben des Künstlers hinaus. Entscheidender ist, dass die automatische, psychische Schreibweise und das malerische Instant-Composing-Verfahren, die mit dem Surrealismus und dem abstrakten Expressionismus verbunden sind, heute als Methoden verwendet werden, um die Wände einer mittlerweile erschöpften, distanzierten Kunst-Praxis mit dem Wagnis der Immanenz einzureißen. Die Betonkopf-Skulpturen von Bara stehen fest auf dem Boden einer primitiven Bipolarität von Gut und Böse. Das Antlitz als Zentrum von Individualität und Seelenhaftigkeit ist stumm, verzerrt und gepeinigt. Das Haupt als Sitz unseres Denkapparates und Verstandes scheint diskredidiert und nicht in bester Verfassung zu sein. Die in der Kunst Baras sichtbar werdende unmittelbare Hingabe an ein rätselhaftes Kräftefeld zwischen Malerei und Skulptur dient der Schaffung einer Sphäre, die Geheimnis und den Aufbruch in etwas Unbekanntes in sich vereint.
René Luckhardts Bildern möchte man auf den ersten Blick eine magische Tradition unterstellen. Die auf ihnen dargestellten Wesen scheinen William-Blake-artig verrückt und sich in ausweglosen Situationen zu befinden. So zieht in dem Bild „O.T. (Frau mit Haube)“ eine dem Betrachter zugewandte Gestalt eine Art Decke über ihren Kopf. Und es wirkt, als drücke dabei der Himmel von oben, während sie den Rest ihrer Welt mit sich zieht. Der Raum rollt sich ein, in anderen Bildern verschraubt er sich spiralartig, psychedelisch. Dicht gedrängt, wie erstarrt, gerinnt Momenthaftes zu konzentrierten Zuständen: Komische oder als grotesk zu bezeichnende Szenarien, bei denen nicht mehr auszumachen ist, ob der Raum das dargestellte Wesen verbiegt oder es ihn. In ihrer Entstehung werden die Bilder häufig mehrfach überarbeitet und übermalt, Flächiges und Körperhaftes durchdringen einander. Die Farbwahl ebenso düsterer wie auch extrem lichtintensiver Töne gehen ein heiteres Spiel ein, dessen Ernst jedoch allen Beteiligten nicht fremd sind. René Luckhardts Bilder entwerfen damit einen poetischen Aktionsraum für die menschlichen Figuren, die durch Linie und Fläche mit den Ungewissheiten des Malgrundes verwoben sind.
Die Bilder des Malers Ulrich Wulff sind bevölkert von Gesichtern. Charakterisiert sind diese durch die wesentlichen Faktoren von Nase, Mund, Augen, Haare und Kopfform und wirken entsprechend wesentlich. Die schöne Plumptheit und farbenfrohe Aussichtslosigkeit dieser Typen auf ein Sichtbarmachenwollen eines gesellschaftlichen status quo zur reduzieren, wäre rein illustrativ und daher in Werken der Malerei fehl am Platze. Die Restriktion ist in den hier vorgelegten Werken keine inhaltliche, sondern eine formale. Daher kann sich Wulff den Mut leisten, apathisch, aber wachsam aus Farbe und Fläche ein Bild zu modulieren, das den Leuten gefallen soll. Im beschränkten Kosmos der freundlichen Seiten des Malgrundes hievt sich eine Form aus der Haptik des Stoffes in eine relative Erkennbarkeit. Die aufrichtige Gewissheit der realpolitischen Entscheidung auf der Fläche der Leinwand hat die Chance, aus dem Neuen in der Dauer und Folge der Zeit eine Beständigkeit zu machen. Für die aktuelle Show in der Galerie Kugler/Innsbruck reicht Wulff Portraits im klassischen Profil-Stil ein, in denen die Grundideen seiner Malerei hinreichend auf den Punkt gebracht worden sind.